

Die Pflichtveranstaltung für die Branche
Das Dichtungskolloquium, das die Fachzeitschrift IAD in Kooperation mit dem Lehrstuhl von Prof. Alexander Riedl an der FH Münster schon seit über 20 Jahren durchführt, gehört zu den Pflichtveranstaltungen der Branche. Und so treffen sich Anwender und Hersteller von Dichtungstechnik in diesem Jahr am 4. und 5. Juni 2025 in der Top-Location FUNKE Event-Center einmal mehr zum Dichtungskolloquium.
Die Themen reichen von Smart Sealing über Innovationen bis hin zur TA Luft. In unserem Forum treffen sich Anwender und Anbieter von Dichtungstechnik und informieren sich über kommende Trends und aktuelle Entwicklungen. Das Dichtungskolloquium richtet sich an Ingenieure, Techniker und an gelernte und ungelernte Mitarbeiter aus der betrieblichen Praxis sowie an Mitarbeiter aus der Fertigungsplanung, dem Einkauf, der Qualitätssicherung, der Konstruktion und Entwicklung. Unsere zweitägige Veranstaltung kostet regulär 779,- Euro, für Abonnenten der IAD 709,- Euro (Preis p.P. zzgl. USt.).
PROGRAMM
4. Juni 2025, Beginn 09:30 Uhr - Ende 17:00 Uhr
5. Juni 2025, Beginn 9:00 Uhr - Ende 15:00 Uhr
Tag I
4. Juni 2025
Funke Event Center, Essen
Themen:
Smart Sealing
Anwendungstechnik
Wasserstoff
PFAS und TA Luft
09:30 - 09:35
Begrüßung durch Prof. Alexander Riedl (FH Münster) und Simon Meyer (Vulkan Verlag)
09:40 - 10:05
Quantentechnologie in der Industrie – Science Fiction oder State of the Art?
Martin Lüttecke, FH Münster
Die Quantentechnologie ist ein faszinierendes und rasant wachsendes Forschungsfeld, das oft als komplex und schwer zugänglich wahrgenommen wird. Der Beitrag soll einen Einblick in dieses Forschungsgebiet ermöglichen und die grundlegenden Ideen in den Bereichen des Quantencomputing, der Quantenkommunikation, der Quantenmaterialien und insbesondere der Quantensensorik kurz beleuchten.
Ein Hauptaugenmerk wird hierbei auf dem Potential der Quantensensorik – auch in der Dichtungstechnik – liegen und wie diese Technologie schon heute Anwendung in der Industrie findet.
10:10 - 10:35
Dichte Flanschverbindungen - Richtlinie VDI 2290 - ein übergreifender Ansatz
Heinrich Wilming, IBW Consulting
Dichte Flanschverbindungen sind in allen Rechtsbereichen (Gesundheits-, Explosionsschutz, Umweltschutz / Emissionen, usw.), die in irgendeiner Form diffuse Emissionen betrachten ein Thema. In einer 2021 publizierten Veröffentlichung wurden dazu 829 deutschsprachige Literaturstellen ausgewertet. Das Ergebnis ist, dass dabei eine Vielzahl von Begriffen ohne konkrete oder widersprüchliche Definitionen verwendet werden. In der alltäglichen betrieblichen Praxis führt der Zustand zu großer Verunsicherung. Die neue VDI 2290 zeigt hier Wege auf zu einer für alle Rechtsbereiche abdeckenden Vorgehensweise zum Nachweis einer quantitativen Dichtheit unter Berücksichtigung definierter einzuhaltender Randbedingungen zu kommen.
Im Vortrag werden die unterschiedlichen regulatorischen Rahmenbedingungen unter spezieller Berücksichtigung der Anforderungen der TA Luft sowie die Vorgaben VDI 2290 als Weg zur Umsetzung eines Dichtheitsnachweises vorgestellt, der den Stand der Technik konkretisiert. Konkret werden die die organisatorischen und technischen Vorgaben der Richtlinie vorgestellt und die Möglichkeiten der VDI 2290 zur Harmonisierung der Anforderungen anderer Rechtsbereiche diskutiert.
10:40 - 11:00
Kaffee- und Frühstückspause
11:00 - 11:25
Neufassung EN 1591-1:2024 - Ein Vergleich zu den früheren Normausgaben
Stephan Schöckle, Amtec
Mit Veröffentlichung der neuen Ausgabe der Flanschberechnungsnorm EN 1591-1 im Oktober 2024 (englische Version) steht nach 10 Jahren eine neue Fassung für den Festigkeits- und Dichtheitsnachweis von runden, geschraubten Flanschverbindungen im Krafthauptschluss zur Verfügung. Ziel dieser Überarbeitung war die Beseitigung von einigen Schwachpunkten der Ausgabe EN 1591-1:2013, die seit der Veröffentlichung zu Tage getreten sind. Leider wurde aber keine umfassende Revision der Fassung 2013 übernommen, da sich hierfür keine Mehrheit im Normenausschuss gefunden hat.
Daher wird in der aktuellen VDI 2290, die im Laufe des Jahres 2025 veröffentlicht werden soll, weiterhin auf die Ausgabe EN 1591-1:2001+A1:2009+AC:2011 verwiesen. Der Hauptgrund hierfür ist, dass auch die Neuausgabe vom letzten Oktober, wie die Ausgabe 2013, keine lokalen Plastifizierungen in den Bauteilen toleriert, und somit signifikant kleinere zulässige Einbauschraubenkräfte ausgewiesen werden können. Diese Einschränkung hinsichtlich der maximal zulässigen Schraubenkräfte ist kontraproduktiv zu den Forderungen der Emissionsreduzierung, die in der VDI 2290 und damit auch in der TA Luft im Fokus stehen.
Im vorliegenden Paper wird nicht nur auf die Neuerungen der EN 1591-1:2024 eingegangen, auch die Unterschiede zu den Vorgängerversionen aus den Jahren 2009/2011 und 2013 sollen herausgestellt werden. Anhand einiger Beispiele werden diese Unterschiede verdeutlicht, so dass der Berechner eine Anleitung für den richtigen Einsatz der Norm erhält.
11:30 - 11:55
Dichtheit von Flanschverbindungen – Warum der rechnerische Nachweis allein nicht ausreicht.
Julien Pöttrich, IDT
Die rechnerische Auslegung von Flanschverbindungen ist ein wesentlicher Schritt, um
Dichtheit und Betriebssicherheit sicherzustellen. Dabei spielen Faktoren wie
Schraubenkräfte, Flächenpressung, Dichtungskennwerte und Betriebstemperaturen eine
zentrale Rolle. Normen wie die DIN EN 1591-1 bieten fundierte Berechnungsmodelle, um die
erforderliche Vorspannkraft und die zulässige Leckagerate zu bestimmen.
Doch ein entscheidender Aspekt wird oft unterschätzt: Die beste Berechnung ist nur so
zuverlässig wie die Montage selbst. Die TA Luft setzt klare Anforderungen an die Montage. In
der Praxis zeigt sich jedoch immer wieder, dass Undichtigkeiten weniger auf fehlerhafte
Berechnungen zurückzuführen sind, sondern vielmehr auf eine unzureichende
Montagequalität. Deshalb fordert die DIN EN 1591-4 eine systematische Schulung und
Qualifizierung des Montagepersonals, um zu gewährleisten, dass Flanschverbindungen
fachgerecht montiert werden. Nur mit geschulten Fachkräften lassen sich Montagefehler
vermeiden und die Dichtheit langfristig sichern.
Der Vortrag zeigt, wie durch systematische Qualifizierung typische Montagefehler vermieden,
die Dichtheit nachhaltig sichergestellt und wirtschaftliche Folgekosten reduziert werden
können. Zudem wird erläutert, wie durch gezielte Kompetenzprüfungen die Eignung des
Montagepersonals bereits vor dem Turnaround zuverlässig festgestellt werden kann.
12:00 - 12:25
Die entscheidende Rolle von Dichtungen in Elektrolyseuren
Julia Köder, TEADIT International Produktions GmbH
Da die Welt verstärkt auf nachhaltige Energielösungen setzt, hat sich die Wasserstoffproduktion durch Elektrolyse als ein zentraler Bestandteil der globalen Energiewende herauskristallisiert. Elektrolyseure, die Wasser mithilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff aufspalten, stehen im Mittelpunkt dieses Prozesses. Die Effizienz und Langlebigkeit dieser Systeme hängen entscheidend von der Integrität ihrer Dichtungen ab, die eine wesentliche Rolle für die Gesamtleistung und Zuverlässigkeit des Verfahrens spielen. Hocheffiziente Elektrolyseure minimieren Energieverluste und senken die Betriebskosten der Wasserstoffproduktion, wodurch der gesamte Prozess wirtschaftlicher wird. Faktoren wie die Qualität der Elektroden, die Leistungsfähigkeit der Membran, die Reinheit des eingespeisten Wassers und die Dichtungen tragen alle zur Effizienz der Elektrolyseure bei und beeinflussen letztlich die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit der Wasserstoffproduktion. Da die Welt ihre Bemühungen für eine nachhaltige, kohlenstoffneutrale Zukunft verstärkt, hat sich grüner Wasserstoff als zentrale Lösung in der Energiewende etabliert. Doch dieser wachsende Markt bringt auch besondere Herausforderungen mit sich, insbesondere bei der Entwicklung zuverlässiger Dichtungslösungen für Elektrolyseure und Wasserstoff-Brennstoffzellen. Hierbei entscheidend sind Sicherheit, Effizienz und eine auf den Endkunden spezifische zugeschnittene Dichtungslösung.
12:30 - 12:55
FEP ummantelte O-Ringe für TA Luft Anwendungen
Frank Herkert, Amtec
Die Novellierung der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft), die am 18. August 2021 als Erste Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Bundes-Immissionsschutzgesetz publiziert wurde, stellt neue Herausforderungen für Betreiber von industriellen Anlagen in Deutschland dar, insbesondere hinsichtlich der Kontrolle von diffusen Emissionen an Flanschverbindungen. Sofern der Dichtheitsnachweis nach den Anforderungen der TA Luft mittels Flanschberechnung nach EN1591-1 nicht durchgeführt werden kann, muss dies im Rahmen von Bauteilversuchen auf Basis der VDI 2290 bzw. des vom VCI beschriebenen typbasierten Bauteilversuches erfolgen.
Für Flanschverbindungen mit FEP ummantelten O-Ringen wurde von der Fa. Bayer und der Fachhochschule Münster ein Projekt initiiert, um eine einheitliche Vorgehensweise dieser Versuche zu beschreiben. In Zusammenarbeit mit amtec wurde untersucht, ob die Bauteilversuche an FEP ummantelten O-Ringen mit vereinfachten Versuchen an einem universellen Dichtungsprüfstand abgebildet werden können.
Neben der Qualifizierung der FEP ummantelten O-Ringen nach den Anforderungen der TA Luft mittels typbasiertem Bauteilversuch wurde auch das Verhalten der Dichtelemente bei Variation der Parameter Druck und Temperatur näher betrachtet.
Im vorliegenden Paper wird über die experimentellen Untersuchungen in Prüfstandsversuchen in diesem Projekt berichtet. Die Ergebnisse der Untersuchung liefern wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung und Auslegung von Flanschsystemen mit FEP ummantelten O-Ringen und Erkenntnisse zur vereinfachten Qualifizierung dieser Dichtelemente und Flanschverbindung nach den Anforderungen der TA Luft.
13:00 - 13:55
Mittagspause und Essen
14:00 - 14:25
Berücksichtigung des Kriechverhaltens bei numerischen Simulation von Thermoplastflanschverbindungen
Finn Bartmann, FH Münster
Dieser Beitrag beschreibt die numerischen Besonderheiten, wenn es darum geht thermoplastische Flanschverbindungen zu simulieren. Zur Berücksichtigung der besonderen elastoplastischen und thermischen Materialeigenschaften von Thermoplasten müssen die energieelastischen Materialparameter von Stahl durch die elastoplastischen Materialparameter von Thermoplasten ersetzt werden. Ein elementarer Bestandteil dieser Arbeiten wird es sein, das Kriechverhalten näher zu untersuchen, da dieses für die Abnahme der Flächenpressung an der Dichtung verantwortlich ist. Mithilfe von isochronen Zeitstandszugversuchen können die elastischen, plastischen Anteile und auch das Kriechen beschrieben werden. Es gibt verschiedene Ansätze und Modelle zur Berücksichtigung dieser Eigenschaften in der Simulation. In diesem Beitrag wird der Kalibrierprozess anhand des Norton Bailey Modells genau erklärt. Mit dem aufgebauten Modell werden dann numerische Untersuchungen vorgestellt und die Flächenpressung über der Zeit simuliert. Zudem werden unterschiedliche Dichtungsmaterialien und deren Einfluss auf die Flächenpressungsverteilung analysiert.
Mit dem numerischen Modell können auch Optimierungspotenziale für die Zukunft besser erkannt und ausgeschöpft werden.
14:30 - 14:55
Kennwerte von Graphitflachdichtungen in Abhängigkeit von Druck, Temperatur, Medium und Dichtungsgeometrie
Rainer Zeuss, SGL Carbon
Dichtungskennwerte nach EN13555 erlauben eine halbwegs gute Beurteilung der dichtungstechnischen Eigenschaften von Graphitflachdichtungen. Seit rund 20 Jahren wurden sehr viele Kennwerte ermittelt, welche vom jeweiligen Hersteller zur Verfügung gestellt, oder auf www.gasketdata.org und/oder www.esadata.org veröffentlicht wurden. Für die Messungen werden Dichtungen der Abmessung 49 mm x 92 mm verwendet, getestet wird mit Helium, meist bei Raumtemperatur bis 400°C und im Druckbereich 10 bis 40 oder 80 bar. Doch wie verändert sich die Leckage bei niedrigeren und höheren Drücken oder bei anderen Betriebsmedien? Was gilt für die maximal zulässige Flächenpressung bei Minustemperaturen und Werten > 400°C und welchen Einfluss hat die Dichtungsgeometrie? Der Beitrag wird diese Aspekte für ausgewählte Graphitflachdichtungen beleuchten.
15:00 - 15:20
Kaffee- und Kuchenpause
15:25 - 15:50
Optimierung der Montage von Stahl-Email-Apparateflansche mit Hilfe der TA Luft
Christoph Suuck, FH Münster
Stahl-Email-Apparate-Flanschverbindungen weisen fertigungsbedingt Unebenheiten der Dichtflächen auf, welche mehrere Millimeter betragen können. Diese Unebenheiten sicher abzudichten ist eine große Herausforderung, sichtbar nicht zuletzt an einer sehr überschaubaren Anzahl möglich einzusetzender Dichtungen.
Bislang gibt es keine für die einzelnen Dichtungstypen einheitliche Vorgehensweise zur Montage. Vielmehr existiert eine Vielzahl unterschiedlicher Vorgaben, obwohl sich die Dichtungen selbst oftmals nicht stark unterscheiden. Die neue TA Luft fordert zudem einen Dichtheitsnachweis, welcher bislang nicht existiert. Dies ist u.a. dadurch bedingt, dass als Spannelemente, im Gegensatz zu Stahl-Email-Rohrleitungen, keine Losflansche und Schrauben verwendet werden, sondern sogenannte Klammerschrauben.
Aus diesem Grund haben sich Betreiber, Equipment-Hersteller und Dichtungshersteller entschlossen, eine einheitliche Montagevorgabe zu entwickeln. Die Methodik der experimentellen Versuche und die bislang vorliegenden Ergebnisse werden vorgestellt.
15:55 - 16:20
Das PFAS-Restriktionsverfahren – wird die EU in Zukunft PFAS-frei? Aktueller Stand und Entscheidungsfindung
Detlev Reichl, FlourTex
16:25 - 16:35
Abschluss Tag 1
Tag I
5. Juni 2025
Erfahrungaustausch
Themen:
Netzwerken
Antipasti
Casual
18:00 - 22:00
La Taverna
Tag II
5. Juni 2025
Funke Event Center, Essen
Themen:
Smart Sealing
Anwendungstechnik
Wasserstoff
PFAS und TA Luft
09:30 - 09:35
Begrüßung Tag II durch Prof. Alexander Riedl
09:40 - 10:05
Digitaler Vorsprung mit KI: Schritt für Schritt zum Spitzenreiter im Service
Alexander Kreyenborg, Simpl GmbH
Die Digitalisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz werden den Industrieservice grundlegend verändern. Besonders KI wird als Gamechanger in Zeiten von Fachkräftemangel und steigenden Anforderungen diskutiert. Doch während das Potenzial unbestritten ist, zeigt sich: Die meisten Unternehmen sind noch nicht darauf vorbereitet. Historisch gewachsene Strukturen, unstrukturierte Daten und ineffiziente Prozesse stehen im Weg. Bevor KI ihren Mehrwert entfalten kann, müssen längst überfällige Digitalisierungsmaßnahmen umgesetzt werden – nicht als Kür, sondern als betriebliche Notwendigkeit, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Dieser Vortrag zeigt, wie Unternehmen die strategische Basis für einen KI-gestützten Service schaffen und dadurch Effizienz, Reaktionsgeschwindigkeit und Wissenstransfer erheblich verbessern können. Dazu gehören die semantische Analyse von Kundenanfragen, die automatisierte Erstellung von Serviceberichten mit LLMs und intelligentes Wissensmanagement. Neben den technologischen Möglichkeiten beleuchtet der Vortrag die entscheidenden ersten Schritte: Wo stehen Unternehmen heute? Welche digitalen Grundlagen sind essenziell? Und wie lässt sich KI nachhaltig in bestehende Strukturen integrieren? Ziel ist es, insbesondere kleinen und mittleren Betrieben eine klare Roadmap zu bieten, um Schritt für Schritt die Basis für KI-gestützte Prozesse zu legen und sich zukunftssicher aufzustellen.
10:10 - 10:35
Dichtheitsnachweis für GFK-Rohrklassen
Manfred Schaaf, Amtec
Die Novellierung der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft), die am 18. August 2021 als Erste Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Bundes-Immissionsschutzgesetz publiziert wurde, stellt neue Herausforderungen für Betreiber von industriellen Anlagen in Deutschland dar, insbesondere hinsichtlich der Kontrolle von diffusen Emissionen an Flanschverbindungen. Zur Adressierung dieser erweiterten Vorschriften haben sich Experten der Unternehmen Evonik, Wacker und Merck zu einer interdisziplinären Arbeitsgruppe zusammengeschlossen.
Die Verwaltungsvorschrift TA Luft fordert im Abschnitt 5.2.6.3 die Einhaltung einer max. Leckagerate von 0,01 mg/(s*m) (L0,01). Um diese Anforderungen für glasfaserverstärkte Kunststoffflanschverbindungen (GFK) nachzuweisen, wurde in Kooperation mit dem Hersteller Kurotec und dem Prüflabor Amtec eine entsprechende Untersuchung initiiert. Als Nachweismethoden wurden dabei zum einen typbasierte Bauteilversuche und zum anderen rechnerischer Nachweis gemäß EN 1591-1 berücksichtigt.
Der ursprünglich geplante Umfang des Projektes war der Dichtheitsnachweis nach den Anforderungen der TA Luft mittels Bauteilversuchen auf Basis der VDI 2290 bzw. des durch den VCI beschriebenen typbasierten Bauteilversuch.
Nach den gescheiterten Bauteilversuchen mit PTFE-Dichtungen wurden Berechnungen nach EN 1591-1 durchgeführt. Das Berechnungsverfahren der EN 1591-1 kann auf Flanschverbindungen mit runden Flanschen, Schrauben und Dichtungen angewandt werden, eine Betrachtung von nicht-metallischen Werkstoffen ist hierbei nicht explizit ausgeschlossen. Mit den in der DIN 16965 / DIN EN 13121-6:2016 beschriebenen Mindestanforderungen an die Festigkeit der GFK-Bauteile stehen nun erstmalig Festigkeitskennwerte zur Verfügung, die auch im Berechnungsverfahren der EN 1591-1 eingesetzt werden können. Hierzu wurden die in der EN 13121-3 definierten Sicherheitsbeiwerte für die Bunde aus GFK in der Berechnungsroutine angesetzt. Das Verhalten der Auskleidungswerkstoffe wird in den Berechnungen nicht betrachtet, eine Berücksichtigung der unterschiedlichen Kriech-/Relaxationseigenschaften wäre aber denkbar.
Im vorliegenden Paper wird über die experimentellen und rechnerischen Untersuchungen in diesem Projekt berichtet. Obwohl nicht alle im Regelwerk definierten GFK-Flanschsysteme in die Studie einbezogen wurden, liefern die Ergebnisse der Untersuchung wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung und Auslegung von Flanschsystemen aus GFK, die den verschärften Emissionsanforderungen der novellierten TA Luft entsprechen.
10:40 - 11:00
Kaffee- und Frühstückspause
11:00 - 11:25
Zielgerichteter Einsatz analytischer Prüfverfahren in der Schadensanalyse
Bernhard Richter, OPR Group GmbH
Die Ursachenanalyse bei aufgetretenen Schadensfällen hat für Betroffene einen sehr hohen Stellenwert. Nur wer die Logik des Ausfalles auch richtig erkannt hat, kann wirksam Abhilfe schaffen- und zwar zeitnah, um den entstandenen Fluorschaden zu begrenzen. Ist das nicht möglich, kann das verheerende Auswirkungen für Firmen haben. Damit ist die primäre Aufgabe einer Schadensanalyse die richtigen Abstellmaßnahmen zu benennen – und zwar schnell. Dagegen kann sich die juristische Aufarbeitung eines Schadensfalles über Jahre hinziehen mit unsicherem Ausgang. OPR-Elastolabs, (ehemals O-Ring Prüflabor Richter) ist hier seit bald 30 Jahren aktiv in der Durchführung von zeitkritischen Schadensanalysen von elastomeren Dichtungen und Bauteilen, d.h. in bisher mehr als über 3000 Fällen.
Auch wenn der Schlüssel zur Klärung der Schadensursache immer zuerst in der Bewertung des Schadensbildes, des Einbauraumes und der Beanspruchung liegt, so leistet doch die Analytik einen entscheidenden Beitrag bei der Absicherung von Schadenshypothesen, bei der Materiabeurteilung und bei der Verifizierung der vom Betreiber genannten Einsatzbedingungen. Das bedeutet praktisch, dass fast jede Schadensanalyse von OPR-Elastolabs mit Ergebnissen aus analytischen Prüfungen abgesichert wird. Angewendet werden dabei folgende Prüfverfahren:
- Infrarotspektroskopie, FTIR
- Thermogravimetrische Analyse, TGA
- Differential Scanning Calorimetry, DSC
- Pyrolyse-/Thermodesorption-GC-MS-Analyse
- Rasterelektronenmikroskopie mit EDX-Analyse
Der Vortrag beschreibt insbesondere, welchen Nutzen die einzelnen Methoden in der Schadensanalyse haben, was dann auch durch Praxisbeispiele belegt wird.
11:30 - 11:55
Digitale Prüfung von Flanschverbindungsmonteuren
Frank Weier & Matthias Sadus, Weber Engineering
Die Prüfung von Flanschverbindungsmonteuren ist von entscheidender Bedeutung, um Sicherheit, Effizienz und den reibungslosen Ablauf von Wartungsarbeiten in industriellen Anlagen sicherzustellen. Flanschverbindungen sind kritische Elemente in Rohrleitungssystemen, die hohen Belastungen und extremen Betriebsbedingungen standhalten müssen. Fehlerhafte Montage kann zu Leckagen, Sicherheitsrisiken und kostspieligen Ausfallzeiten führen.
Weber Engineering hat dazu ein neuartiges Konzept eines Prüfstandes für die Beurteilung von Flanschverbindungsmonteuren entwickelt, bei dem ein zentrales Computersystem die Steuerung der Prüfung und Beurteilung übernimmt.
Dieses automatisierte Prüfverfahren ermöglicht einen qualitätsgesicherten, lückenlosen, transparenten und rückverfolgbaren Prüfungsprozess, welcher sicherstellen wird, dass Monteure über die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, um Flanschverbindungen korrekt und gemäß den geltenden Normen und technischen Vorschriften zu montieren.
Ein weiterer Vorteil ist die Minimierung menschlicher Fehler und Vermeidung der möglichen Subjektivität und Ungleichbehandlung, die bei konventionellen Prüfungen auftreten können.
Zusätzlich bietet eine digitale Prüfung umfangreiche Möglichkeiten zur Analyse und Optimierung. Die gesammelten Daten können verwendet werden, um langfristige Trends zu identifizieren, häufige Fehlerquellen zu erkennen und gezielt Schulungen für Flanschverbindungsmonteuren zu verbessern.
12:00 - 12:25
Hygenic Design
Marina Nußko, Freudenberg
In der Lebensmittel- und Getränkeindustrie spielt Hygiene eine große Rolle. Sie spiegelt sich nicht nur in den Reinigungsprozessen wider, sondern auch in der Konstruktion der Maschinen und der einzelnen Bauteile. Ingenieure legen die äußere Form der Dichtung fest, damit diese für Produktion wie Reinigung zuverlässig abdichtet. Zentral dafür ist das Konzept des Hygenic Designs: Es erleichtert wesentlich die Reinigung und Sterilisation der Anlagen und minimiert somit die Risiken einer mikrobiellen Kontamination.
Bei einer hygienischen Auslegung werden unter anderem Toträume vermieden, um das Ansammeln von Produktresten und somit potentieller Nahrung für Bakterien zu verhindern.
Hygenic Design verschärft jedoch auch einige Materialanforderungen beispielsweise an Quellung oder Abriebbeständigkeit. Als Lebensmittelkontaktmaterialien unterliegen die Compounds zusätzlich strengen rechtlichen Anforderungen, um die Sicherheit und Unbedenklichkeit der Lebensmittel zu gewährleisten
Dichtungen für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie erfordern erhebliches Know-How und somit eine enge Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams.
12:30 - 13:25
Mittagspause und Essen
13:30 - 13:55
Hochleistungsdichtungen im Vergleich: Ein praxisnaher Ansatz zur Bewertung der Dichtheit nach DIN EN 13555
Till van Lück, Kempchen
Der Vergleich von Dichtungen erfolgt in der Praxis häufig anhand der Leckagewerte nach DIN EN 13555 als Funktion der Flächenpressung. Diese Vorgehensweise kann jedoch zu irreführenden Schlussfolgerungen führen, da sie die Geometrieunterschiede und die realen Einsatzbedingungen nicht widerspiegeln. In diesem Paper wird ein praxisnaher Ansatz vorgestellt, der eine bessere Vergleichbarkeit von Dichtungen ermöglicht.
Zunächst wird theoretisch aufgezeigt, warum eine isolierte Betrachtung der nach DIN EN 13555 bestimmten Leckagewerte nicht ausreicht, um das Dichtverhalten in realen Anwendungen zu prognostizieren. Es wird aufgezeigt, dass neben der Flächenpressung weitere Faktoren, wie z. B. die Dichtungsabmessungen eine entscheidende Rolle spielen.
Zur Validierung dieser theoretischen Erkenntnisse werden Berechnungen sowie experimentelle Untersuchungen durchgeführt. Dabei werden verschiedene Hochleistungsdichtungen unter praxisnahen Bedingungen in realen Flanschverbindungen getestet. Die Bauteilversuche umfassen Leckagemessungen mit Helium und Wasserstoff unter typischen Belastungszuständen, um das Verhalten unter realistischen Einbaubedingungen zu bewerten. Die Ergebnisse zeigen, dass eine ganzheitliche Betrachtung notwendig ist, um eine fundierte Entscheidung bei der Auswahl von Hochleistungsdichtungen zu treffen.
Abschließend werden Empfehlungen für eine verbesserte, einfache Bewertungsmethodik gegeben, die eine realistischere Einschätzung beim Vergleich von Hochleistungsdichtungen ermöglicht. Dieser einfache Ansatz bietet Ingenieuren und Anwendern eine solide Grundlage zur Vorauswahl geeigneter Dichtungen, um Leckagen zu minimieren und die Betriebssicherheit von Flanschverbindungen zu erhöhen.
14:00 - 14:25
PFAS-Regulierung bei Elastomeren-Herausforderungen und Lösungsansätze
Timo Richter, OPR Group
Das Anfang 2023 von Deutschland und vier weiteren europäischen Staaten bei der europäischen Chemikalienagentur ECHA eingereichte REACH-Beschränkungsdossier mit dem Tausende sehr unterschiedliche Stoffe mit nur wenigen, meist befristeten Ausnahmen letztlich vollständig und undifferenziert beschränkt werden sollen, und wovon insbesondere auch Anwender FKM- und FFKM-Werkstoffen betroffen sind, hat in der deutschen Industrie eine große Planungsunsicherheit ausgelöst. Ist es tatsächlich realistisch, dass alle FKM- und FFKM-Polymere verboten werden? Der Vortrag geht auf den aktuellen Stand der Regulierung ein und beschreibt die möglichen Auswirkungen auf Fluorpolymere. Darüber hinaus wird aufgezeigt, für welche Anwendungen Ersatzwerkstoffe zur Verfügung stehen, und wo aber auch auf absehbare Zeit keine gleichwertigen Ersatzstoffe zur Verfügung stehen werden.
14:30 - 14:55
Optimierung von GFK-Apparateflanschverbindungen mit Fokus auf Dichtungen aus PTFE
Alexander Riedl, FH Münster
Rohr- und Apparateflanschverbindungen auf Basis von glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK-Flanschverbindungen) werden üblicherweise mit Dichtungen auf Gummibasis abgedichtet. Diese Dichtungen benötigen vergleichsweise geringe Dichtpressungen von rund 3 MPa, um dauerhaft zuverlässig abdichten zu können.
Werden jedoch beispielsweise chemisch sehr aggressive Medien verarbeitet und gefördert, sind Gummidichtungen häufig nicht ausreichend beständig. Als einzige Abdichtungsmöglichkeit bleiben dann Dichtungen auf PTFE-Basis, die allerdings deutlich höhere Dichtpressungen benötigen als Gummidichtungen. Je nach Art der PTFE-Dichtungen kann davon ausgegangen werden, dass mindestens 10 MPa erforderlich sind, um eine dauerhaft dichte Verbindung herstellen zu können. Derzeit gängige analytische Berechnungsmethoden für GFK-Flanschverbindungen lassen jedoch nur geringe Dichtpressungen zu, die in etwa denen von Gummidichtungen entsprechen. Der Einsatz von PTFE-Dichtungen ist daher erschwert oder sogar unmöglich.
Könnten PTFE-Dichtungen jedoch flächendeckend eingesetzt werden, eröffnete dies der chemischen Industrie die Möglichkeit, GFK-Verbindungen in deutlich größerem Umfang einzusetzen.
Auslöser der Arbeit waren Undichtigkeiten in Kolonnenflanschverbindungen, die ohne die im Paper beschriebenen Maßnahmen nicht hätten behoben werden können.
Aus den oben genannten Gründen wird in der Arbeit aufgezeigt, welche Maßnahmen und Vorgehensweisen erforderlich sind, um PTFE-Dichtungen ohne Verringerung der Sicherheit der Verbindungen einsetzen zu können, damit dauerhaft dichte Verbindungen hergestellt werden können.
15:00 - 15:30
Abschluss und offener Ausklang bei Kaffee und Kuchen
KONTAKT
Redaktion
Michael Heeg
Chefredakteur IAD
+49 201 82002-67
m.heeg@vulkan-verlag.de
Aussteller
André Lehmann
Media Sales Veranstaltungen
+49 201 82002-25
a.lehmann@vulkan-verlag.de
Anmeldung und Teilnehmerfragen