Im Frühjahr 2023 nahm die Diskussion um Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) so richtig Fahrt auf. Die Europäische Chemikalienagentur ECHA hatte damals ein umfassendes Dossier bezüglich eines Verbots der gesamten Stoffgruppe veröffentlicht. Der Grund: Viele der rund 10.000 unter PFAS zusammengefassten Stoffe sind gesundheits- und umweltschädlich.
Die Substanzen werden aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften vielseitig verwendet, z.B. in der Luft- und Raumfahrt, für militärische Zwecke in der Automobilbranche sowie für Halbleiterfertigungen. Zudem sind sie in Alltagsprodukten wie Mobiltelefonen, Regenjacken, Kosmetika oder Kochgeschirr zu finden.
Besondere Bedeutung haben PFAS auch in Industrien, die für die Energiewende relevant sind: Zum Beispiel werden sie bei der Herstellung von Membranen für die Wasserstofferzeugung, für Solarpaneele, bei der Wasserelektrolyse, um grünen Wasserstoff zu erzeugen und bei der Herstellung von Halbleitern verwendet.
Vollständiger PFAS-Ersatz nicht möglich
Im September 2023 endete die sechsmonatige öffentliche Konsultation zum Vorschlag zur Beschränkung von PFAS. Es wurden mehr als 5.600 Kommentare von 4.400 Organisationen, Unternehmen und Einzelpersonen bei der ECHA eingereicht. Insbesondere das Verbot der gesamten Stoffgruppe wurde kritisiert und der Ruf nach Ausnahmen machte die Runde.
Denn PFAS-Alternativen gibt es aktuell nur wenige. Wie wichtig die Stoffgruppe beispielsweise für die Dichtungsindustrie ist, zeigt eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts für Werkstoffmechanik. Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass ein vollständiger Ersatz von PFAS in der Dichtungsindustrie derzeit nicht möglich ist, ohne signifikante Einbußen bei den Materialeigenschaften, der Leistungsfähigkeit und der Produktlebensdauer in Kauf zu nehmen (IAD berichtete).
Podcast mit Dichtungsexperte Jörg Skoda
Voraussichtlich 2025 wird die ECHA der Europäische Kommission einen überarbeiteten Beschränkungsvorschlag vorliegen. Die EU-Mitgliedstaaten entscheiden dann gemeinsam über ein mögliches PFAS-Verbot.
Doch wie ist der aktuelle Stand? Wird es zu einem Verbot kommen? Welche Aussichten haben europäische Hersteller von Dichtungen? Diese und weitere Fragen stellen wir Dichtungsexperte Jörg Skoda von IDT in einem exklusiven Podcast.