Der Knollenblätterpilz ist kein Champignon, die Heckenkirsche kein Holunder. Die Pflanzenwelt ist voll von Gattungen, deren Natur höchst unterschiedliche Einordnungs- und Betrachtungsweisen erfordert. Die eine Art giftig und mitunter tödlich, die andere gesund und vitaminreich. Nur gut, dass uns die differenzierte Klassifizierung von Inhaltsstoffen und Spurenelementen davor bewahrt, unsere Welt per se als Gefahrenzone zu begreifen, in der Pilze und Beeren unter Generalverdacht stehen, lebensbedrohlich zu sein.
Doch nichts anderes passiert gerade in der PFAS-Diskussion. Die so genannten „Ewigkeitschemikalien“ sorgen für Katastrophenalarm in den Medien. Die verkürzte und Aufmerksamkeit erhaschende Darstellung der Thematik verfehlt ihre Wirkung nicht: PFAS in Kosmetik, im Mineralwasser, im Blut. Nach Umfragen lehnen drei Viertel der Verbraucher Produkte pauschal ab, die PFA-Substanzen enthalten, ohne zu wissen, dass sie täglich in vielen Bereichen von den Eigenschaften der Kunststoffe profitieren.
Keine grüne Transformation ohne PFAS
Jörg Skoda, Leiter Anwendungstechnik beim Dichtungshersteller IDT, berichtet im neuen Podcast des Fachmagazins „IAD – Industriearmaturen & Dichtungstechnik“ genau über diese Problematik. Ein generelles Verbot der gesamten PFAS-Stoffgruppe lehnt er ab.
„Man muss schon genauer hingucken. Ich kann nicht pauschalisiert sagen: ‚Ja ich habe den Stein der Weisen gefunden, ich verbiete die ganze Stoffgruppe.‘ Das halte ich für falsch!“
Unter anderem das die per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen elementar für die Transformation zur Klimaneutralität seien. Ohne Fluorpolymere – die ein Teil der PFAS-Stoffgruppe sind, gebe es keine Halbleiterchips, keine Autobatterien, keine Dichtungen für die Produktion von Wasserstoff.
PTFE die eierlegende Wollmilchsau
Außerdem berichtet er über sein Mitwirken beim Arbeitskreis Technische Kunststoffe.Im Arbeitskreis Technische Kunststoffe, der vom Verband der Chemischen Industrie (VCI) begleitet und vom Dichtungshersteller IDT initiiert wurde, wirken neben namhafte Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie und des Anlagenbaus auch führende Dichtungs- und Armaturenhersteller mit.
Dort werden mit Hochdruck Alternativen zu Dyneon-Materialien gesucht und die Bandbreite von Alternativen zu Fluorpolymeren erkundet. Ein Ersatz, der die gleiche Beständigkeit und dieselben mechanischen und thermischen Eigenschaften aufweist, ist laut Jörg Skoda allerdings nicht in Sicht.
„Aktuelle Tests zeigen ganz deutlich, dass PTFE die eierlegende Wollmilchsau ist, die man immer wieder einsetzen kann. An einigen Stellen lässt sich sicherlich darauf verzichten und der Einsatz ist nicht zwingend notwendig. Aber es ist wirklich schwierig, eine passende Alternative zu finden.“