Seit 100 + 40 Jahren ist die IDT als Dichtungsspezialist unterwegs. Im Erzgebirge ist das Unternehmen seit 1924 verwurzelt, in Essen wurde es 1984 von Wolfgang Notter gegründet. Die geschäftsführende Gesellschafterin der IDT Holding GmbH, Simone Wilson, spricht im Kurzinterview über ein mögliches PFAS-Verbot in Europa und erklärt, welche Bedeutung der digitale Wandel für ihr Unternehmen spielt.
Fünf Fragen an Simone Wilson
Nachhaltigkeit spielt in der Dichtungsbranche inzwischen eine große Rolle. Wie gehen Sie mit diesem Thema um?
Simone Wilson: Als Dichtungshersteller sind wir letztlich im Umweltschutz tätig. Das mag sich erstmal ungewöhnlich anhören, aber unsere Produkte sorgen dafür, dass in den Industrieanlagen alles dicht bleibt und keine gefährlichen Stoffe in die Umwelt gelangen. Unser Anspruch ist es, Produkte kontinuierlich weiterzuentwickeln, sodass sie den aktuellen Gesetzgebungen für Umweltschutz und Sicherheit entsprechen. Dazu verpflichten wir uns in unserem integrierten Management-System.
Wie wirkt sich das angedachte PFAS-Verbot auf IDT aus?
Simone Wilson: Das Thema haben wir definitiv auf dem Schirm. Politische Strömungen wie zum Beispiel ein mögliches PFAS-Verbot beeinflussen nachhaltig die Stabilität von Lieferketten, Material und Produkt-Verfügbarkeiten. Sie stellen uns und unsere Kunden vor große Herausforderungen. Den Weitwinkelblick, den die ECHA auf alle PFAS-Substanzen wirft, macht die Unterscheidung zwischen faulen und verträglichen Äpfeln jedoch schwierig.
Inwiefern? Können Sie uns das näher erläutern?
Simone Wilson: Fluorpolymere sind eine der PFAS, mit denen wir arbeiten. Ihre Einsatzbreite ermöglicht den technischen Fortschritt in vielen Bereichen. Dichtungen aus Fluorpolymeren werden häufig in kritischen Anwendungen und in Zukunftstechnologien eingesetzt, die für die erfolgreiche Umsetzung des Green Deal wichtig sind. Hierzu zählen z. B. die Herstellung von grünem Wasserstoff, Komponenten zum Betrieb von PEM-Brennstoffzellen oder Dichtungen für die Halbleiterindustrie. Alternativen gibt es noch nicht. Dies ist ein grundlegender Unterschied zum damaligen Asbestverbot. Wichtig ist aus meiner Sicht, wissenschaftlich fundierte Regulierungsmaßnahmen für PFAS zu finden. Aber wir sollten uns hüten, das Kind mit dem Bade ausschütten. Eine Differenzierung der Stoffe ist notwendig, um sie nach Eigenschaften, toxikologischem Profil und wesentlichen Verwendungszwecken zu unterscheiden.
IDT will in Zukunft verstärkt KI nutzen
Wie geht IDT mit dem digitalen Wandel um?
Simone Wilson: Für mittelständische Unternehmen unserer Größe kann es schwierig sein, mit dem Tempo des digitalen Wandels schrittzuhalten. Andere Entwicklungen haben da zuweilen Vorrang, Ressourcen sind gebunden oder man hat noch nicht die kritische Masse erreicht, um eine Abteilung für digitale Transformation aufzubauen. Technologische Innovationen sind in der Regel mit einer dynamischen und rasanten Entwicklung verbunden. Deshalb glaube ich, dass es durchaus möglich ist, eine Station zu überspringen und bei der nächsten Halstestelle wieder einzusteigen. Wir beschäftigen uns aktuell intensiv mit KI und schauen sowohl in Richtung Produktion aber auch auf KI im Arbeitsalltag der Verwaltung und im kaufmännischen Bereich.
IDT hat kürzlich seine internationale Präsenz ausgebaut. Was sind Ihre Expansionspläne für die Zukunft?
Simone Wilson: Mit fünf Standorten in Europa, einem Standort in China und einem weltweiten Vertriebsnetz in mehr als 40 Ländern sind wir heute einer der führenden Technologiespezialisten in der Entwicklung und Herstellung von Dichtungslösungen. Um unsere Position auf dem deutschen Markt auszubauen, haben wir zudem Ende 2023 die wpi Industriebedarf GmbH bei Ingolstadt übernommen. Unser strategischer Fokus liegt aber nicht darauf, wie Pac-Man alles aufzusaugen, was uns über den Weg läuft. Kontinuierlicher Fortschritt und die nachhaltige Weiterentwicklung von IDT sind sicherlich unser Ziel. Dies erfordert jedoch die richtige Balance zwischen organischem und anorganischem Wachstum, eine solide Grundlage, ein starkes Team und den richtigen Unternehmergeist. Letztlich ist es genau das, was uns seit 100 + 40 Jahren ausmacht.