Der deutsche Sensoranbieter Sick und der Schweizer Messtechnikspezialist Endress+Hauser sind eine strategische Kooperation für die Prozessautomation eingegangen. Die Partnerschaft beinhaltet auch die Gründung eines Joint Venture und beginnt zum Jahreswechsel 2024/2025.
Die Energiewende erfordert neue technologische Lösungen für die Dekarbonisierung der Prozessindustrie. In dieser Mission wollen Sick und Endress+Hauser ihre Kräfte bündeln, um gemeinsam neue Lösungen zu finden. Die Unternehmen möchten Kunden noch besser unterstützen und bei der nachhaltigen Transformation der Prozessindustrie begleiten. Die strategische Zusammenarbeit umfasst die Gründung eines Joint Ventures, welches das Angebot an Prozesslösungen für die Dekarbonisierung stärken und weiter ausbauen wird. Außerdem den Übergang von Vertrieb und Service für Prozessautomation von Sick an Endress+Hauser. Die kartellrechtliche Genehmigung vorausgesetzt, wird das Joint Venture zu Beginn 2025 den Betrieb aufnehmen.
Kooperation steh in den Startlöchern
Bereits im Oktober haben die beiden Firmen eine gemeinsame Absichtserklärung unterschrieben, um die Analysemesstechnik und Technologien zur Gasdurchflussmessung von Sick künftig zusammen zu vermarkten und weiterzuentwickeln. Die Angebote der beiden Unternehmen sind komplementär, wodurch Kunden in der Prozessindustrie von einem breiteren Lösungsangebot und einer höheren Innovationsgeschwindigkeit profitieren sollen.
Infolge der Absichtserklärung gab es eine mehrmonatige Phase der Prüfung des Vorhabens. In vertrauensvoller Zusammenarbeit und unter Einhaltung der kartellrechtlichen Vorgaben haben Sick und Endress+Hauser gemeinsam ein stabiles Fundament für die Partnerschaft geschaffen. Die Aufsichtsgremien beider Unternehmen haben den Vertrag bestätigt.
50 %
Zu der Partnerschaft gehört auch die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens zur Entwicklung und Herstellung von Prozesslösungen für die Dekarbonisierung. Sick und Endress+Hauser werden jeweils 50 % der Anteile an dem Joint Venture halten. Sick bringt die produktgenerierenden Einheiten seines Geschäftsbereichs „Cleaner Industries“, mit etwa 730 Mitarbeitenden an mehreren Standorten in Deutschland, in das Joint Venture ein.
Des Weiteren werden rund 800 Sick-Mitarbeitende zu Endress+Hauser wechseln. Die Mitarbeitenden sind bislang in 42 Ländern in Vertrieb und Service der globalen Sick-Sales sowie Service Units mit Fokus „Cleaner Industries“ zu Endress+Hauser tätig. In den Sales Centern von Endress+Hauser werden sie die Produktlösungen des Joint Ventures an zusätzliche Prozesskunden weltweit vertreiben und neue Anwendungsfelder erschließen.
Joint Venture startet zum Jahreswechsel
Aktuell arbeiten beide Unternehmen mit hoher Priorität daran, den nahtlosen Übergang des Geschäfts sowie die Inbetriebnahme des Joined Venture vorzubereiten. Das sogenannte „Closing“, der Vollzug der Transaktion, ist zum Jahreswechsel 2024/2025 geplant. Veränderungen für Kunden gibt es bis dahin nicht. Das starke Kerngeschäft der Fabrik- und Logistikautomation, in dem Sick über 80 % seines Umsatzes generiert, bleibt von dem vereinbarten Zusammenschluss mit Endress+Hauser unberührt und soll durch eine stärkere Fokussierung profitieren.
„Wir wollen die nachhaltige Transformation in der Prozessindustrie vorantreiben und unsere Kunden bestmöglich dabei unterstützen, die Chancen der Dekarbonisierung zu nutzen. Daher bringen Sick und Endress+Hauser Technologiekompetenz und Marktexpertise zusammen. Im Sinne unserer Kunden und Mitarbeitenden freuen wir uns auf die strategische Partnerschaft, um die Zukunft der Prozessautomation gemeinsam zu gestalten“, sagt Dr. Mats Gökstorp, Vorstandsvorsitzender der Sick AG.
Auch Dr. Peter Selders, CEO der Endress+Hauser Gruppe, äußert sich zur Kooperation: „Diese strategische Partnerschaft eröffnet Sick und Endress+Hauser Chancen für Wachstum und Entwicklung. Wir gehen diesen Weg, weil wir in der Zusammenarbeit und durch die Vernetzung gemeinsam in überschaubarer Zeit mehr erreichen können als jede Seite für sich allein. Zum Nutzen unserer Kunden, der Mitarbeitenden und beider Unternehmen.“
Kooperation zum gegenseitigen Nutzen
Beiden Unternehmen ist es ein wichtiges Anliegen, den Mitarbeitenden unverändert attraktive Arbeitsbedingungen anzubieten und die hohe Fachkompetenz im Bereich der Prozessautomation zu stärken und gemeinsam mit dem Markt auszubauen. Deshalb hat die Arbeitnehmervertretung des Sick-Konzerns gemeinsam mit dem Arbeitgeber den geplanten Übergang im Sinne der Beschäftigten vorbereitet.
Die bestehenden Produkt- und Lösungsportfolios von Sick und Endress+Hauser sind komplementär. Sick entwickelt, produziert und vertreibt im Geschäftsbereich „Cleaner Industries“ Analyseanwendungen, etwa im Bereich der Emissionskontrolle von traditionellen Energieträgern. Darüber hinaus sind Ultraschall-Durchflussmessgeräte von Sick schon heute in der Lage, Erdgas-Wasserstoffgemische zuverlässig zu messen und unterstützen so die Umstellung auf nichtfossile Energieträger. Ebenfalls zum Angebot des Herstellers gehören intelligente Lösungen für Abfallverbrennungsanlagen, Kraft-, Stahl- und Zementwerke, für die Öl- und Gasindustrie, für Anlagen in der Chemie und Petrochemie sowie maritime Anwendungen.