Im dritten Quartal 2024 erlebte die chemisch-pharmazeutische Industrie einen deutlichen Rückschlag. Die erhoffte Belebung der Nachfrage nach chemischen Produkten sowohl in Deutschland als auch international blieb aus.
Viele Industriekunden reduzierten ihre Produktion, was zu einem Rückgang der Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen führte. Zusätzlich schwächelten die Pharmageschäfte auf ausländischen Märkten. Nach einem positiven Auftakt ins Jahr hatte der Branchenverband VCI bereits im Bericht zum zweiten Quartal auf die anhaltend schwache Nachfrage hingewiesen, die sich auch aktuell nicht verbessert hat.
Infolgedessen korrigierte der Branchenverband VCI seine Prognose nach unten und rechnet für das Gesamtjahr nun mit einem Rückgang des Branchenumsatzes um 2 %, anstelle eines ursprünglich erwarteten leichten Wachstums. Die deutsche Wirtschaft stagniert weiterhin, während die Bundespolitik mit internen Themen beschäftigt ist. Die Stimmung in den Unternehmen ist entsprechend düster, und der Ausblick auf die kommenden Monate lässt wenig Optimismus zu.
51,1 Milliarden
Der Gesamtumsatz der Chemie- und Pharmaindustrie ging deutlich um saisonbereinigt 2,5 % auf insgesamt 51,1 Milliarden Euro zurück. Das Vorjahresniveau wurde mit einem Minus von 1,8 % ebenfalls kräftig verfehlt.
Weitere Zahlen es aktuellen VCI-Berichts:
- Im Vergleich zum Vorquartal ging die Produktion um 2,7 % zurück und erreichte damit lediglich das niedrige Niveau des Vorjahres. Auch die Kapazitätsauslastung sank weiter und lag zuletzt bei nur 74,8 %, was weiterhin unter der Rentabilitätsschwelle liegt.
- Die schwache Nachfrage sowie fallende Rohstoffkosten führten dazu, dass die Erzeugerpreise im dritten Quartal im Vergleich zu den vorherigen drei Monaten um 0,2 % sanken. Im Vergleich zum Vorjahr waren chemische und pharmazeutische Produkte damit um 0,3 % günstiger.
- Die angespannte wirtschaftliche Lage in der Chemiebranche zeigt sich auch in sinkenden Beschäftigtenzahlen. Dank Zuwächsen im Pharmasektor bleibt die Zahl der Arbeitsplätze jedoch stabil bei rund 479.500 Beschäftigten, wodurch die chemisch-pharmazeutische Industrie weiterhin ein hohes Niveau hält.
Energiepreise beeinflussen die chemisch-pharmazeutische Industrie
Auch außerhalb Deutschlands zeigt sich ein ähnliches Bild. Der europäische Chemieindustrieverband Cefic berichtet in seinem aktuellen Trendbericht von einem leichten Anstieg der Exporte, jedoch bleibt die Nachfrage insgesamt schwach. Dies führt zu einer gedrückten Stimmung in der Branche, mit wenig Hoffnung auf eine baldige Verbesserung.
Sowohl der deutsche VCI als auch der europäische Verband betonen die Bedeutung der Energiepreise, die weiterhin über dem Vorkrisenniveau liegen und “im globalen Maßstab nicht wettbewerbsfähig” sind. So lagen beispielsweise die Erdgaspreise in Europa im Zeitraum von Januar bis August 2024 um das 3,9-Fache über denen in den USA.