Der Bremer Dampfspezialist Gestra AG, mit historischem Sitz im Stadtteil Findorff, steht vor einem massiven Umbruch. Das Mutterunternehmen Spirax Sarco plant, bis Ende 2027 zahlreiche Stellen am Standort Bremen zu streichen – insbesondere in der Zerspanung, einem zentralen Bereich der Produktion.
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So viele Stellen könnten in den kommenden Jahren gestrichen werden. Insgesamt beschäftigt Gestra rund 400 Mitarbeiter in Bremen. Die Ankündigung hat bei Belegschaft, Betriebsrat und Politik große Bestürzung ausgelöst. Der Betriebsratsvorsitzende sprach von einem „Vertrauensbruch“ und bezeichnete die Pläne als „kurzsichtig und verantwortungslos“. Die Zerspanung sei das Herzstück der Produktion – ihr Verlust könne das gesamte Werk gefährden.
Ein langjähriger Mitarbeiter erklärte gegenüber dem Weser-Kurier: „Das ist dadurch alles in Gefahr … Das jetzt zu verlieren – das macht natürlich Angst.“
Der Konzern rechtfertigt die Entscheidung mit wirtschaftlicher Effizienz: Metallteile könnten in anderen Werken günstiger gefertigt werden. Dabei ist Gestra keineswegs defizitär – der Umsatz wurde zwischen 2020 und 2024 sogar um rund 50 % gesteigert. Dennoch strebt Spirax Sarco eine noch höhere Rendite für den Gesamtkonzern an.
Parallel zu diesen Sparmaßnahmen wurde auch der geplante Neubau (IAD berichtete) eines Werks im Steingut-Quartier in Grohn (Stadtteil Vegesack) auf Eis gelegt. Obwohl das Grundstück längst im Besitz der Firma ist, sollen die Bauarbeiten frühestens in zwei Jahren beginnen.
Politik und Gewerkschaft fordern Erhalt von Gestra
Die Nachricht vom Stellenabbau hat nicht nur intern für Aufruhr gesorgt. Auch der Beirat Findorff reagierte empört und fordert in einem einstimmigen Beschluss den langfristigen Erhalt des Werks sowie ein tragfähiges Zukunftskonzept für den Standort. Die IG Metall kritisierte das Management scharf und kündigte Widerstand an. Man wolle sich nicht damit abfinden, dass ein wirtschaftlich gesunder Standort aus Gründen der Konzernrendite geschwächt werde.
Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) hat seine Unterstützung zugesagt und will sich auf höchster Ebene für den Erhalt der Arbeitsplätze einsetzen. Für die Belegschaft steht fest: Sie kämpfen nicht nur für ihre Jobs, sondern für den Fortbestand eines über 120 Jahre alten Unternehmens und ein wichtiges Stück Bremer Industriegeschichte. Ob sie sich gegen die Konzerninteressen durchsetzen können, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Klar ist: Die nächsten Verhandlungen könnten entscheidend sein – nicht nur für Gestra, sondern auch für die Industrieperspektiven in Bremen insgesamt.